Johannes Rebmann
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Tagebuch des Missionars vom 14.Februar 1848 - 16.Februar 1849</ref> | Tagebuch des Missionars vom 14.Februar 1848 - 16.Februar 1849</ref> | ||
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Mit Tagesanbruch brachen wir auf. Als wir etwa eine halbe Stunde gegangen waren, sahen wir zu unsrer Rechten 2 Menschen, die bei unsrem Anblick flohen. Bana Cheri wollte die Flinte losschießen, die Teitas aber, die vermutheten, daß die Flüchtlinge ihre Landsleute waren, wehrten es ihm und giengen ihnen nach, ohne sie jedoch einholen zu können. Gegen N.O. sahen wir einen Berg, etwa 2 Tagreisen entfernt, der Ongotia heißt und schon zum Ukamba-Land gehören soll. Wieder eine halbe Stunde weiter und wir traten in eine Wüste ein, die wieder mehr mit Gras bewachsen war und wo es darum auch wieder beschwerlicher zu gehen war, zumal da wir auch nicht den geringsten gebahnten Fußpfad hatten. Der gewöhnliche gebahnte Weg geht nämlich über Daffeta , wohin aber mein Führer nicht gehen wollte, weil er mit dem König jenes Landes in Feindschaft stand. | Mit Tagesanbruch brachen wir auf. Als wir etwa eine halbe Stunde gegangen waren, sahen wir zu unsrer Rechten 2 Menschen, die bei unsrem Anblick flohen. Bana Cheri wollte die Flinte losschießen, die Teitas aber, die vermutheten, daß die Flüchtlinge ihre Landsleute waren, wehrten es ihm und giengen ihnen nach, ohne sie jedoch einholen zu können. Gegen N.O. sahen wir einen Berg, etwa 2 Tagreisen entfernt, der Ongotia heißt und schon zum Ukamba-Land gehören soll. Wieder eine halbe Stunde weiter und wir traten in eine Wüste ein, die wieder mehr mit Gras bewachsen war und wo es darum auch wieder beschwerlicher zu gehen war, zumal da wir auch nicht den geringsten gebahnten Fußpfad hatten. Der gewöhnliche gebahnte Weg geht nämlich über Daffeta , wohin aber mein Führer nicht gehen wollte, weil er mit dem König jenes Landes in Feindschaft stand. | ||
Wir sahen diesen Morgen die Berge von Dschagga immer deutlicher, bis ich gegen 1O Uhr den Gipfel von einem derselben mit einer auffallend weißen Wolke bedeckt zu seyn glaubte. Mein Führer bestätigte mich zuerst in dieser Meinung, ob darum, weil er die Wahrheit vor mir verbergen wollte oder weil wirklich gerade eine Wolke den Berg umschwebte, konnte ich nicht entscheiden. Als wir einige Schritte weiter gegangen waren, fiel mir das Weiße noch mehr auf und ich fragte abermals meinen Führer, ob jenes dort wirklich eine Wolke sei. Während er mir antwortete, jenes dort sei eine Wolke, was aber das Weiße sei, wisse er nicht - er vermuthete, es sei Kälte - wurde es mir ebenso klar als gewiß, daß das nichts anderes sei als '''Schnee''', wofür diese Leute keinen Namen haben, weil er nie fällt innerhalb ihres Bereichs. Alle die sonderbaren Geschichten von einem unzugänglichen, von bösen Geistern bewohnten Gold- und Silberberg im Innern, die ich mit Dr. Krapf seit meiner Ankunft an der Küste oftmals gehört hatte, waren mir nun auf einmal klar geworden3). Natürlich, daß die ungewohnte Kälte die halbnackten Besucher '''des Schneeberges''' bald zur Rückkehr nöthigten, oder wenn sie auf Befehl des despotischen Dschagga-Königs genöthigt waren, weiter zu gehen solang ihr Körper nicht gänzlich erstarrt war, sie wirklich tödtete, was dann alles in der Unwissenheit der Eingeborenen den bösen Geistern zugeschrieben wurde. Ich suchte die Sache meinen Leuten zu erklären, aber sie schienen mir nicht recht glauben zu wollen. | Wir sahen diesen Morgen die Berge von Dschagga immer deutlicher, bis ich gegen 1O Uhr den Gipfel von einem derselben mit einer auffallend weißen Wolke bedeckt zu seyn glaubte. Mein Führer bestätigte mich zuerst in dieser Meinung, ob darum, weil er die Wahrheit vor mir verbergen wollte oder weil wirklich gerade eine Wolke den Berg umschwebte, konnte ich nicht entscheiden. Als wir einige Schritte weiter gegangen waren, fiel mir das Weiße noch mehr auf und ich fragte abermals meinen Führer, ob jenes dort wirklich eine Wolke sei. Während er mir antwortete, jenes dort sei eine Wolke, was aber das Weiße sei, wisse er nicht - er vermuthete, es sei Kälte - wurde es mir ebenso klar als gewiß, daß das nichts anderes sei als '''Schnee''', wofür diese Leute keinen Namen haben, weil er nie fällt innerhalb ihres Bereichs. Alle die sonderbaren Geschichten von einem unzugänglichen, von bösen Geistern bewohnten Gold- und Silberberg im Innern, die ich mit Dr. Krapf seit meiner Ankunft an der Küste oftmals gehört hatte, waren mir nun auf einmal klar geworden3). Natürlich, daß die ungewohnte Kälte die halbnackten Besucher '''des Schneeberges''' bald zur Rückkehr nöthigten, oder wenn sie auf Befehl des despotischen Dschagga-Königs genöthigt waren, weiter zu gehen solang ihr Körper nicht gänzlich erstarrt war, sie wirklich tödtete, was dann alles in der Unwissenheit der Eingeborenen den bösen Geistern zugeschrieben wurde. Ich suchte die Sache meinen Leuten zu erklären, aber sie schienen mir nicht recht glauben zu wollen. | ||
− | Als wir ausruhten, las ich den 111. Psalm in der Englischen Bibel, an den ich gerade der Ordnung nach kam. Er machte einen doppelten Eindruck auf mich im Angesicht des herrlichen Schneeberges so nahe beim Aequator, besonders der 6t. Vers, der besonders herrlich und klar ausdrückte, was ich nur leise ahnte und fühlte. | + | Als wir ausruhten, las ich den 111. Psalm in der Englischen Bibel, an den ich gerade der Ordnung nach kam. Er machte einen doppelten Eindruck auf mich im Angesicht des herrlichen '''Schneeberges so nahe beim Aequator''', besonders der 6t. Vers, der besonders herrlich und klar ausdrückte, was ich nur leise ahnte und fühlte. |
Gegen N.W. sahen wir wieder einen anderen großen Berg von Ukamba-Land, der Kikumbulu hieß. | Gegen N.W. sahen wir wieder einen anderen großen Berg von Ukamba-Land, der Kikumbulu hieß. |
Version vom 10. September 2013, 15:59 Uhr
Johannes Rebmann (* 16. Januar 1820 in Gerlingen; † 4. Oktober 1876 in Korntal) war ein deutscher Missionar, Sprachforscher und Afrikareisender. Er gilt als Entdecker des Kilimanjaros für die westliche Welt.
Inhaltsverzeichnis |
Rebmann und der Kilimanjaro
- Am 11. Mai 1848 sah als erster Europäer, der aus Gerlingen stammende deutsche Missionar, Geograph und Sprachforscher Johannes Rebmann, den Kilimandscharo und berichtete von dem überwältigenden Anblick des Schneeberges nach Europa. Erst jetzt trat der Berg in das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit.
- Rebmann, der von 1846 - 1875 ohne Unterbrechung in Ostafrika wirkte, weilte 1848 - 1849 dreimal am Fuß des Kilimandscharo.
- Während die englischen Geographen seinem Bericht von dem Schneeberg aufgrund der Nähe zum Äquator jahrzehntelang keinen Glauben schenkten, erhielt er von der Geographischen Gesellschaft in Paris eine Ehrenmedaille.
- Erblindet 1875 nach Europa zurückgekehrt, lebte er bei seinem Gefährten Krapf in Kornthal.
- Er lieferte eine Karte von Ostafrika (mit Erhardt, in »Petermanns Mitteilungen«, 1856) und ein »Dictionary of the Kiniassa language« (Basel 1877).
- In der Karte "The Slug Map" von Erhardt und Rebmann sind der "Kilimandjaro" und "Ol Donyo Lengai" als schneebedeckte Berge beschrieben. "Mount Meru" ist ebenfalls auf der Karte zu sehen. Die Region ist "Arusa" benannt. "Engaruka" ist auch markiert. Westlich von "Ol Donyo Lengai" ist ein Berg zu sehen, der "Bikiro" genannt wird.
Das Rebmann Tagebuch
- Johannes Rebmann hat seine Erlebnisse und Eindrücke in zahlreichen Briefen festgehalten.Vom 14. Februar 1848 bis zum 16. Februar 1849 hat er ein ausführliches Tagebuch geführt. In diesem Tagebuch hat er unter anderem vieles über das Leben der Menschen in Afrika geschrieben und seine ersten beiden Reisen nach Dschagga geschildert.
- Ab Seite 33 berichtet Johannes Rebmann erstmals über den schneebedeckten Kilimandscharo. [1]
11. Mai, 1848
Mit Tagesanbruch brachen wir auf. Als wir etwa eine halbe Stunde gegangen waren, sahen wir zu unsrer Rechten 2 Menschen, die bei unsrem Anblick flohen. Bana Cheri wollte die Flinte losschießen, die Teitas aber, die vermutheten, daß die Flüchtlinge ihre Landsleute waren, wehrten es ihm und giengen ihnen nach, ohne sie jedoch einholen zu können. Gegen N.O. sahen wir einen Berg, etwa 2 Tagreisen entfernt, der Ongotia heißt und schon zum Ukamba-Land gehören soll. Wieder eine halbe Stunde weiter und wir traten in eine Wüste ein, die wieder mehr mit Gras bewachsen war und wo es darum auch wieder beschwerlicher zu gehen war, zumal da wir auch nicht den geringsten gebahnten Fußpfad hatten. Der gewöhnliche gebahnte Weg geht nämlich über Daffeta , wohin aber mein Führer nicht gehen wollte, weil er mit dem König jenes Landes in Feindschaft stand.
Wir sahen diesen Morgen die Berge von Dschagga immer deutlicher, bis ich gegen 1O Uhr den Gipfel von einem derselben mit einer auffallend weißen Wolke bedeckt zu seyn glaubte. Mein Führer bestätigte mich zuerst in dieser Meinung, ob darum, weil er die Wahrheit vor mir verbergen wollte oder weil wirklich gerade eine Wolke den Berg umschwebte, konnte ich nicht entscheiden. Als wir einige Schritte weiter gegangen waren, fiel mir das Weiße noch mehr auf und ich fragte abermals meinen Führer, ob jenes dort wirklich eine Wolke sei. Während er mir antwortete, jenes dort sei eine Wolke, was aber das Weiße sei, wisse er nicht - er vermuthete, es sei Kälte - wurde es mir ebenso klar als gewiß, daß das nichts anderes sei als Schnee, wofür diese Leute keinen Namen haben, weil er nie fällt innerhalb ihres Bereichs. Alle die sonderbaren Geschichten von einem unzugänglichen, von bösen Geistern bewohnten Gold- und Silberberg im Innern, die ich mit Dr. Krapf seit meiner Ankunft an der Küste oftmals gehört hatte, waren mir nun auf einmal klar geworden3). Natürlich, daß die ungewohnte Kälte die halbnackten Besucher des Schneeberges bald zur Rückkehr nöthigten, oder wenn sie auf Befehl des despotischen Dschagga-Königs genöthigt waren, weiter zu gehen solang ihr Körper nicht gänzlich erstarrt war, sie wirklich tödtete, was dann alles in der Unwissenheit der Eingeborenen den bösen Geistern zugeschrieben wurde. Ich suchte die Sache meinen Leuten zu erklären, aber sie schienen mir nicht recht glauben zu wollen.
Als wir ausruhten, las ich den 111. Psalm in der Englischen Bibel, an den ich gerade der Ordnung nach kam. Er machte einen doppelten Eindruck auf mich im Angesicht des herrlichen Schneeberges so nahe beim Aequator, besonders der 6t. Vers, der besonders herrlich und klar ausdrückte, was ich nur leise ahnte und fühlte.
Gegen N.W. sahen wir wieder einen anderen großen Berg von Ukamba-Land, der Kikumbulu hieß.
Am Mittag sahen einige meiner Leute wieder einige Nashörner. Mein kurzes Gesicht veranlaßte dabei ein großes Geschrei, weil, um sie zu sehen, ich weiter vorwärts gieng, während meine Leute mich stille stehen hießen. Da ich sagte, ich wolle die Thiere zuerst sehen, schrien sie noch mehr, ich solle doch zurückgehen. Sie schienen sehr für mich besorgt zu seyn, daß mir nichts Uebels1) wiederfahre. Sie gehen immer sogleich auf Bäume zu, wenn sie jene Thiere sehen, vor denen sie sich mehr als vor irgend etwas anderem fürchten. Bald nachher ließen sich auch mehrere Elephanten mit ihren Jungen ganz in unserer Nähe sehen. Mein Führer schoß die Flinte los, um sie fliehen zu machen. Sie hatten sich aber schon vorher - obwohl mit langsamem Schritte - aufgemacht, um uns ehrerbietigst aus dem Wege zu gehen. Die Wüste, die hier wieder sehr den Charakter einer bloßen Steppe hat, senkt sich seit einer Stunde sehr allmählich gegen Dschagga im W. hin. Ringsum wieder große Berge, im W. der mit einigem Schnee bedeckte Kilimandscharo, im S.W. Ugono, im Norden Kikumbulu, im Osten Teita mit seiner höchsten Spitze (6-7OOO' hoch) Veruga.
Punkte am Kilimanjaro - benannt nach Johannes Rebmann
Der Rebmann-Gletscher
- Der Rebmann Gletscher am Südhang des Kibos ist nach dem deutschen Missionar benannt worden.
Quellen
- ↑ www.johannes-rebmann-stiftung.de, Rebmann, Johannes Tagebuch des Missionars vom 14.Februar 1848 - 16.Februar 1849
Weblinks
- http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Rebmann
- http://www.ntz.info/gen/n00518.html
- http://www.ub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de/Bildprojekt/Lexikon/php/suche_db.php?suchname=Rebmann
Artikel bearbeitet von :
- --Detlev 22:31, 14. Mär. 2012 (CET)
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