Muini Amani
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<div id='zitat'>Die Ungewissheit, was der nächste Tag bringen werde, ließ uns beide in der Nacht nur wenig zu dem doch so nötigen Schlaf kommen. Um 2.30 Uhr früh krochen wir aus dem Zelt. Es war der 3. Oktober. Die Nacht war kalt und stockfinster, von dem erhofften Mondlicht keine Spur. Rasch wurden die Rucksäcke übergeworfen, die Eispickel erfasst und die Laterne angezündet. „Kuaheri!“ („Lebewohl!“), rief ich unserm in seinem Felsspalt schlafenden [[Muini Amani|Muini]] zu: „Kuaheri, bwana, na rudi salama!“ („Lebewohl, Herr, und kehre heil zurück!“), klang es aus dem Loch, und fort ging es in die kalte Nacht. Solange wir uns auf flachem Terrain bewegten, hatten wir nur die herumliegenden Trümmer zu meiden. Bald aber kamen wir an einen tief eingeschnittenen Kessel am Fuß des Berges, an dessen schroffer Innenwand wir mit größter Vorsicht aufwärts steigen mussten.</div><br> | <div id='zitat'>Die Ungewissheit, was der nächste Tag bringen werde, ließ uns beide in der Nacht nur wenig zu dem doch so nötigen Schlaf kommen. Um 2.30 Uhr früh krochen wir aus dem Zelt. Es war der 3. Oktober. Die Nacht war kalt und stockfinster, von dem erhofften Mondlicht keine Spur. Rasch wurden die Rucksäcke übergeworfen, die Eispickel erfasst und die Laterne angezündet. „Kuaheri!“ („Lebewohl!“), rief ich unserm in seinem Felsspalt schlafenden [[Muini Amani|Muini]] zu: „Kuaheri, bwana, na rudi salama!“ („Lebewohl, Herr, und kehre heil zurück!“), klang es aus dem Loch, und fort ging es in die kalte Nacht. Solange wir uns auf flachem Terrain bewegten, hatten wir nur die herumliegenden Trümmer zu meiden. Bald aber kamen wir an einen tief eingeschnittenen Kessel am Fuß des Berges, an dessen schroffer Innenwand wir mit größter Vorsicht aufwärts steigen mussten.</div><br> | ||
<div id='zitat'>Dann rutschten wir direkt hinab zu den abschüssigen Schotterhalden des Erosionstals und auf ihnen weiter in schnellem Tempo abwärts in den Talgrund. Viel Mühe verursachte das Übersteigen der beiden uns noch vom Lagerplatz trennenden schroffen Lavamauern, aber auch sie wurden überwunden. Mit der den Schritt beflügelnden Vorstellung eines warmen Nachtmahles und eines weichen Ruhelagers stolperten wir schließlich in der mit tropischer Geschwindigkeit einbrechenden Dämmerung weiter, bis wir kurz vor 7 Uhr, zuletzt im Dunkeln, geleitet vom weithin leuchtenden Lagerfeuer unseres braven [[Muini Amani|Muini]], am gastlichen Zelt eintrafen. [[Muini Amani|Muini]] hatte Reis auf dem Feuer, der uns mit gebratenem Dörrfleisch und einem tüchtigen Schluck Kognak kräftig schmeckte. Aber die Anstrengungen des Tages waren doch zu enorm gewesen, als dass wir darauf in der Nacht hätten Ruhe finden können.</div><br> | <div id='zitat'>Dann rutschten wir direkt hinab zu den abschüssigen Schotterhalden des Erosionstals und auf ihnen weiter in schnellem Tempo abwärts in den Talgrund. Viel Mühe verursachte das Übersteigen der beiden uns noch vom Lagerplatz trennenden schroffen Lavamauern, aber auch sie wurden überwunden. Mit der den Schritt beflügelnden Vorstellung eines warmen Nachtmahles und eines weichen Ruhelagers stolperten wir schließlich in der mit tropischer Geschwindigkeit einbrechenden Dämmerung weiter, bis wir kurz vor 7 Uhr, zuletzt im Dunkeln, geleitet vom weithin leuchtenden Lagerfeuer unseres braven [[Muini Amani|Muini]], am gastlichen Zelt eintrafen. [[Muini Amani|Muini]] hatte Reis auf dem Feuer, der uns mit gebratenem Dörrfleisch und einem tüchtigen Schluck Kognak kräftig schmeckte. Aber die Anstrengungen des Tages waren doch zu enorm gewesen, als dass wir darauf in der Nacht hätten Ruhe finden können.</div><br> | ||
− | <div id='zitat'>Mit großer Gemächlichkeit brachen wir gegen Mittag des 5. Oktober auf. [[Muini Amani|Muini]] schleppte unsere Schlafsäcke und Decken, wir selbst hatten uns mit Proviant, dem alpinen Gerät, den nötigen Instrumenten, Wasser, Brennholz usw. beladen. Wir folgten unsern Rückwegspuren vom 3. Oktober über die beiden Lavawälle und wanderten im Grund des Ratzel-Gletschertales aufwärts, wo wir gegen 6 Uhr, in dem inzwischen eingefallenen Nebel umhertappend, auf der südlichen Talseite eine hohe, weit offene Lavahöhle fanden. Brennmaterial gab es hier in 4.650 Meter Höhe, also in der Höhe der Monte-Rosa-Spitze, nicht mehr, aber Büschel von niedrigen Immortellen standen am Fuß der Felsen noch hinreichend, um mit Hilfe von drei Wolldecken auch für [[Muini]] ein leidlich warmes Lager in der Höhle herzustellen. So verbrachten wir die Nacht trotz -12 Grad C verhältnismäßig gut, da wir in der Höhle vor dem von der Gletscherzunge herabsausenden Bergwind geschützt waren, und konnten um 3 Uhr in der Frühe des 6. Oktober frisch ans Werk der endgültigen Gipfelersteigung gehen.</div><br> | + | <div id='zitat'>Mit großer Gemächlichkeit brachen wir gegen Mittag des 5. Oktober auf. [[Muini Amani|Muini]] schleppte unsere Schlafsäcke und Decken, wir selbst hatten uns mit Proviant, dem alpinen Gerät, den nötigen Instrumenten, Wasser, Brennholz usw. beladen. Wir folgten unsern Rückwegspuren vom 3. Oktober über die beiden Lavawälle und wanderten im Grund des Ratzel-Gletschertales aufwärts, wo wir gegen 6 Uhr, in dem inzwischen eingefallenen Nebel umhertappend, auf der südlichen Talseite eine hohe, weit offene Lavahöhle fanden. Brennmaterial gab es hier in 4.650 Meter Höhe, also in der Höhe der Monte-Rosa-Spitze, nicht mehr, aber Büschel von niedrigen Immortellen standen am Fuß der Felsen noch hinreichend, um mit Hilfe von drei Wolldecken auch für [[Muini Amani|Muini]] ein leidlich warmes Lager in der Höhle herzustellen. So verbrachten wir die Nacht trotz -12 Grad C verhältnismäßig gut, da wir in der Höhle vor dem von der Gletscherzunge herabsausenden Bergwind geschützt waren, und konnten um 3 Uhr in der Frühe des 6. Oktober frisch ans Werk der endgültigen Gipfelersteigung gehen.</div><br> |
<div id='zitat'>Um 1 Uhr standen wir endlich an der unteren Eisgrenze und entledigten uns der Brillen, des Seiles und der Steigeisen. Zu Purtschellers Erstaunen zog ich nun aus meiner Rocktasche ein paar Delikatessen, die ich seit Monaten im Koffer hatte, um meinen Gefährten nach der Gipfelbesteigung damit zu überraschen. Es waren einige Zigaretten und zwei Tafeln Schokolade. Und so groß war unser Übermut und unsere Genusssucht, dass wir die seltenen Herrlichkeiten auf einmal verschwendeten. In froher Stimmung und im Vollgefühl des erreichten Zieles liefen wir dann auf den Schutthalden rasch hinab. Aus weiter Entfernung kündigten wir [[Muini Amani|Muini]] am Biwakplatz durch lautes, in vielfältigem Echo forthallendes Rufen unser Kommen an, und da wir gegen 3 Uhr die Höhle vor uns sahen, stand er schon mit geschnürten Bündeln zum Abmarsch nach dem Zeltlager gerüstet. Als ich ihm dann beim Weiterwandern von unsern Erlebnissen erzählte und die Schwierigkeit des letzten Abstieges schilderte, entgegnete er: „Haithuru; umefika sasa ju kabisa, bassi.“ („Das macht nichts; jetzt bist du ganz hinaufgekommen, das genügt.“)</div><br> | <div id='zitat'>Um 1 Uhr standen wir endlich an der unteren Eisgrenze und entledigten uns der Brillen, des Seiles und der Steigeisen. Zu Purtschellers Erstaunen zog ich nun aus meiner Rocktasche ein paar Delikatessen, die ich seit Monaten im Koffer hatte, um meinen Gefährten nach der Gipfelbesteigung damit zu überraschen. Es waren einige Zigaretten und zwei Tafeln Schokolade. Und so groß war unser Übermut und unsere Genusssucht, dass wir die seltenen Herrlichkeiten auf einmal verschwendeten. In froher Stimmung und im Vollgefühl des erreichten Zieles liefen wir dann auf den Schutthalden rasch hinab. Aus weiter Entfernung kündigten wir [[Muini Amani|Muini]] am Biwakplatz durch lautes, in vielfältigem Echo forthallendes Rufen unser Kommen an, und da wir gegen 3 Uhr die Höhle vor uns sahen, stand er schon mit geschnürten Bündeln zum Abmarsch nach dem Zeltlager gerüstet. Als ich ihm dann beim Weiterwandern von unsern Erlebnissen erzählte und die Schwierigkeit des letzten Abstieges schilderte, entgegnete er: „Haithuru; umefika sasa ju kabisa, bassi.“ („Das macht nichts; jetzt bist du ganz hinaufgekommen, das genügt.“)</div><br> | ||
Version vom 16. März 2015, 16:47 Uhr
Muini Amani (* ... ? ... ; † ... ? ... ), war ein aus Pangani stammender Träger und Koch, der Dr. Hans Meyer und Ludwig Purtscheller bei der Erstbesteigung des Kilimanjaro im Jahr 1889 bis in die jeweils höchsten Biwaks der einzelnen Aufstiege begleitet hat. Ihm gebührt der Verdienst als Einheimischer bei Kilimanjaro-Erstbesteigung dabei gewesen zu sein.
Inhaltsverzeichnis |
Pangani die Heimat von Muini Amani
- Pangani ist eine kleine Stadt an der tansanischen (ostafrikanschen) Küste zwischen Dar es Salaam und Tanga, die an der Trichtermündung des Panganiflusses liegt. Sie hat heute etwa 8000 Einwohner und ist Sitz der Verwaltung des gleichnamigen Bezirks.
- Der kleine Ort hat eine lange Geschichte als einstmals bedeutende Küsten- und Hafenstadt der Suahelikultur. Einige große Suahelihäuser, darunter auch die ehemalige deutsche Boma (Verwaltungsgebäude) sind sichtbare Überreste einer reichen Vergangenheit. [1]
Muini Amani bei Ludwig Purtscheller in "Erschließer der Berge"
- In Innsbruck geboren und schon in seiner Jugend den Bergen verfallen, wurde Ludwig Purtscheller Turnlehrer in Salzburg und unternahm von dort aus unzählige Bergfahrten, davon viele Erstbesteigungen. Insgesamt erklomm er vollkommen führerlos (was damals noch sehr selten war!) über 1.600 Gipfel, darunter mehr als 40 Vier- bzw. Fünftausender in den Alpen, im Kaukasus und in Afrika.
Der Bergsteiger, 27. Jahrgang, Heft 1 Oktober 1959, LUDWIG PURTSCHELLER Zum 110. Geburtstag des großen Bergerschließers [2]
- Eine eindrückliche und sehr präzise Beschreibung der Ereignisse um den 06. Oktober 1889 zur Erstbesteigung des Kilimanjaro von Ludwig Purtscheller in "Erschließer der Berge" [3] zeigt deutlich, dass nicht der in Tanzania zur 100 Jahrfeier der Erstbesteigung im Jahr 1989 deklarierte Dschagga Yohani Kinyala Lauwo das Erstbesteigerteam aus Dr. Hans Meyer und Ludwig Purtscheller als Führer begleitet hat, sondern ein Pangani namens Muini Amani und das eben auch nur als Träger bis zu den letzten Biwakstellen vor den Krateraufstiegen durch Meyer und Purtscheller .
Ludwig Purtscheller in "Erschließer der Berge" zur führerlosen Besteigung des Kilimandscharo [3]
Muini Amani bei Dr. Hans Meyer in "Ostafrikanische Gletscherfahretn"
- Dr. Hans Meyer schreibt in seinem Buch "Ostafrikanische Gletscherfahrten" zum einheimischen Begleiter Muini Amani.
Dr. Hans Meyer in "Ostafrikanische Gletscherfahrten" zur führerlosen Besteigung des Kilimandscharo [4]
Quellen
- ↑ wikipedia.org - Pangani (Tanzania) bei Wikipedia
- ↑ www.historisches-alpenarchiv.de - LUDWIG PURTSCHELLER Zum 110. Geburtstag des großen Bergerschließers
- ↑ 3,0 3,1 www.ubs.sbg.ac.at - Anton Ziegler: Ludwig Purtscheller. Eine Auswahl. Erschließer der Berge, Band 2. Lindauer, München 1926
- ↑ www.mount-kilimanjaro.de - Erstbesteigung des Kilimandscharo
Weblinks
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- gestartet : --Detlev 16:28, 16. Mär. 2015 (CET)
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